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Bereits unsere Vorfahren haben den Zucker als wertvolle Energiequelle erkannt. Das belegen schon steinzeitliche Wandmalereien (12.000 v. Chr.), die die Darstellung einer Honigsammlerin zeigen oder frühe Funde aus Melanesien, wo schon zuvor Zuckerrohr gekaut wurde. Auch Ahornbäume werden seit alters her zur Gewinnung von Zuckersirup angezapft. In unseren Breitengraden setzte sich nach vielen Versuchen und Überzeugungsarbeit bei Hof die Zuckerrübe durch. Erst die bahnbrechenden Entdeckungen zur Nutzung unserer heimischen Zuckerrüben im 18. Jahrhundert ermöglichten den Zuckerreichtum unserer Zeit.
Von der Entdeckung des Zuckerreichtums der Runkelrübe durch Andreas Sigismund Marggraf (1709- 1782) bis zum heutigen „High-Tech- Produkt" Zucker war es jedoch ein langer, mühevoller Weg. Bei seinen systematischen Untersuchungen verschiedener Pflanzensäfte entdeckte der Berliner Naturwissenschafter Andreas Sigismund Marggraf (1709-1782) eher zufällig die Runkelrübe als „Zuckerpflanze“ – das war 1747. Dabei fiel ihm auf, dass sich aus den Wurzeln verschiedenster Rübenarten süße Kristalle gewinnen ließen, die er zunächst als „Salze" einstufte.
Erst Marggrafs Schüler und dessen Nachfolger als Direktor der Physikalischen Klasse der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Franz Carl Achard (1753-1821) entwickelte in langjährigen Züchtungs- und Produktionsversuchen die Stamm-Mutter aller Zuckerrüben, die „Weiße Schlesische Rübe“.
Achard bewirkte, dass durch die gezielte Auswahl der Rübensorten und Verbesserung der Produktionsverfahren eine höhere Zuckerausbeute erzielt wurde. Mit seinen „gewinnbringenden“ Argumenten konnte er König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) überzeugen, sodass 1799 mit dem Zuckerrübenanbau begonnen wurde. Schon nach der ersten produzierten Zuckermenge von 800 kg bedankte sich der König mit einer Prämie, die Achard in die Errichtung der Zuckerfabrik im schlesischen Cunern 1803 investierte. Diese gilt als erste Rübenzuckerfabrik der Welt.
Auch auf dem heutigen österreichischen Staatsgebiet waren die Aktivitäten von Franz Carl Achard bekannt. Die erste Rübenzuckerfabrik eröffnete Johann Ries, der bei Achard gelernt hatte, 1803 in St. Pölten. Drei Jahre später musste diese aber auf Grund der napoleonischen Kriegshandlungen ihre Produktion einstellen.
Nach den verlorenen Schlachten 1809 verlor Österreich mit dem Friedensabkommen von Schönbrunn auch das gesamte adriatische Küstengebiet und damit Fiume und Triest, wo die Rohrzuckerfabriken angesiedelt waren. Die daraus entstandene Zuckerknappheit ließ einerseits die unter Maria Theresia erprobte Ahornsirupproduktion wieder aufleben, andererseits wurde unter dem österreichischen Mediziner und Chemieprofessor Johann Jassnüger an der k.u.k. Theresianischen Ritterakademie ein von staatlicher Seite geförderter Versuch durchgeführt, aus Rüben Zucker zu gewinnen, der jedoch nicht erfolgreich war.
Erfolgreicher war der pensionierte Direktor der montanistischen Hofkammer, Johann Christian Waykarth, der 1810 in Inzersdorf am Wienerberg mit Konventionsgeld eine Rübenzuckerfabrik gründete und die Achardsche Methode perfektionierte. Zu dieser Zeit entstanden in der k. u. k. Monarchie laufend kleine und größere Zuckerfabriken, von denen viele – oft auch wegen der schlechten Zuckerqualität - bald wieder geschlossen wurden. Auf Grund der von Napoleon verfügten Kontinentalsperre und der geringen Zuckerrüben-Anbauflächen griff man daher wieder zum Rohrzucker zurück, da dieser preislich nur unwesentlich teurer als Rübenzucker war.
Lange Zeit war der Zuckerhut die gebräuchlichste Handelsform des Zuckers. Das Zerkleinern eines Zuckerhutes mit Zange, Beil und Mörser verlangte Kraft und Geschick. Deshalb konstruierte 1843 der Direktor der Zuckerfabrik im mährischen Datschitz, Jakob Christoph Rad, auf Anregung seiner Frau Juliane eine einfache Maschine, mit der Kristallzucker zu Würfeln gepresst werden konnte. Weil sich die Gattin von Jakob Christoph Rad, den Finger verletzt hatte – so berichtet zumindest die Anekdote – fühlte sich der erfinderische Herr Direktor veranlasst, diese Gefahr für alle Zukunft auszuschalten.
Das dafür erhaltene Privilegium für die Herstellung von Würfelzucker trat er an seinen Arbeitgeber Franz von Grebner ab, der 1845 in Wien den in der Folge europaweit bekannt gewordenen „Wiener Theezucker“ auf den Markt brachte.
Ab 1849 blühte der Rübenzuckeranbau wieder auf. Als Franz I. 1851 die Zuckerproduzenten von der Erwerbssteuer befreite, konnten sich auch die Bürger wieder Rübenzucker leisten.
Ein Innovationsschub erfolgte um 1860, als Jules Robert (1826-1888) ein bahnbrechendes Verfahren entwickelte und erstmals in der Zuckerfabrik Seelowitz (Böhmen) umsetzte: Wurden die geschnittenen Rüben bisher gepresst, so werden sie seit Robert ausgelaugt (Diffusion). Dieses Verfahren wird in weiterentwickelter Form nach wie vor weltweit angewendet.
Die Errichtung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf erfolgte in den Jahren 1901|02 als Rohzuckerfabrik. Im Jahre 1925 wurde die Fabrik zu einer Weißzuckerfabrik umgebaut. Die Gründung der Zuckerfabrik Tulln erfolgte im Jahre 1937.
Noch bis 1970 stellte man Kandiszucker nach alter Methode her: In den Kandiskübel wurde eine übersättigte Zuckerlösung gefüllt. An den im Kübel gespannten Fäden „wuchsen" die Zuckerkristalle. Nach dieser allmählichen Kristallisation wurden der Kandiskübel auf einem hackstockähnlichen Holzbock gestürzt, um die Kristalle herauszubekommen.
Nach dem 2. Weltkrieg dauerte es Jahre, bis wieder alle Zuckerfabriken errichtet werden konnten. Mit Einstellung der Lebensmittelrationierung im Jahr 1953 wurde im neuen Verbund eines Zuckerkartells ein Evidenzbüro geschaffen, das die flächendeckende Belieferung Österreichs überwachte. Ab 1975 fusionierten die niederösterreichischen Zuckerfabriken, woraus schließlich 1988 die AGRANA Beteiligungsgesellschaft entstand.
Als die Konsumenten ab Mitte der 1980-er Jahre auf Grund eines neuen Gesundheitsbewusstsein zunehmend weniger Zucker konsumierten, war es die AGRANA, die erkannte, wie Zucker wieder zu einem sympathischen Lebensmittel gemacht werden kann.
Man besann sich auf die Anmutungsqualität von unterschiedlichen Produkten und Verpackungen und entwickelte eine Vielzahl von Zuckersorten – abgestimmt auf unterschiedlichste Einsatzmöglichkeiten (z.B. Backen, Einkochen, etc.) und unterschiedliche Verwender (süße Genießer, Ernährungsbewusste, Mehlspeistiger usw.).
Wiener Zucker in seiner weltweit einzigartigen Vielfalt ist ein Teil unseres österreichischen Lebensgefühls, um das uns so manche Zuckergoscherln aus anderen Ländern beneiden.
Viele Informationen zur Geschichte des Zuckers erhalten Sie im Zuckermuseum. Das Österreichische Zuckermuseum befindet sich im Rathaus (Minoritenkloster) der Kunst- und Gartenstadt Tulln an der Donau und zeigt ein facettenreiches Bild von der faszinierenden Entwicklung des Süßens. Ausgehend von den Ursprüngen im Altertum führt der Weg durch die Geschichte bis hin die Gegenwart der modernen Zuckergewinnung. Das Zuckermuseum ist zu Fuß in ca. 15 Minuten von der AGRANA Zuckerfabrik zu erreichen. Adresse und weitere Informationen: Bürgerservice Tulln, Minoritenplatz 1, 3430 Tulln an der Donau, + 43 (0) 2272/690 11